Im Zürcher ÖV bleibt es noch mehrere Jahre eng
Die Voraussetzung für mehr Platz im ÖV sind gemäss Walker Späh zwei Milliardenprojekte: der Mehrspur-Ausbau auf der Strecke Zürich-Winterthur und der Ausbau des Bahnhofs Stadelhofen. Diese sind beide für den Ausbauschritt 2035 geplant. «Dann werden wir einen Quantensprung machen können», sagte Walker Späh vor den Medien. «Bis dahin brauchen wir aber noch etwas Geduld.»
Die FDP-Volkswirtschaftsdirektorin rechnet damit, dass die Passagierzahlen in den kommenden Jahren weiter wachsen werden, allerdings weniger stark als in früheren Jahren. «Das Wachstum wird nicht mehr entlang des Bevölkerungswachstums verlaufen.» Gründe dafür sind vermehrtes Home Office, das auch nach der Corona-Pandemie noch verbreitet ist, sowie die Siedlungsentwicklung nach innen.
ZVV rechnet mit noch grösserem Defizit
Obwohl sich die Passagierzahlen seit der Pandemie wieder normalisiert haben, kann der ZVV sein Defizit derzeit nicht verkleinern. Für das Jahr 2024 rechnet er mit einer Kostenunterdeckung von 437,5 Millionen Franken, die je zur Hälfte vom Kanton und von den Gemeinden getragen werden muss.
Gründe dafür sind die Teuerung, gestiegene Zinsen, die Dekarbonisierung der Busse und Schiffe und die höheren Energiekosten. Der ZVV rechnet damit, dass das Defizit in den nächsten Jahren sogar noch zunimmt.
Im Jahr 2026 wird zudem eine jährliche Pauschale des Bundes über 45 Millionen wegfallen. Diese Zahlung stammte noch von der ersten Neubaustrecke der S-Bahn, die Zürich damals vorfinanzierte. Diese Zahlung wird nun bald nach 30 Jahren eingestellt - und fehlt.
Nicht die letzte Tariferhöhung
Neben Sparmassnahmen bei den Verkehrsunternehmen, die gemäss Walker Späh aber «nie zulasten der Qualität gehen dürfen», werden letztlich auch die Passagiere zur Kasse gebeten. Damit der ZVV seinen Kostendeckungsgrad von 60 Prozent halten kann, will er per Dezember 2023 die Billettpreise um durchschnittlich 3,4 Prozent erhöhen.
Diese Preiserhöhung hatte der ZVV bereits im April angekündigt. Definitiv beschlossen ist sie noch nicht, derzeit befindet sie sich noch in der Vernehmlassung. Schon jetzt ist aber klar: «Das ist mutmasslich nicht die letzte Tariferhöhung, die wir machen müssen», sagte Walker Späh weiter.
Der ZVV plant, die Preise voraussichtlich nach zwei Jahren erneut leicht zu erhöhen, nach dem Motto «mässig, aber regelmässig», damit der Schock für die Passagiere nicht so gross wird.
Walker Späh betonte, dass Qualität trotz aller Herausforderungen das wichtigste bleibe. «Wir wollen noch mehr Leute auf den ÖV bringen», sagte sie. Ziel per 2040 ist es, dass der ÖV 40 Prozent am Modalsplit hält, also am gesamten Verkehrsaufkommen. Heute liegt dieser Wert erst bei 32 Prozent. Der Rest entfällt auf Auto und Langsamverkehr.