«Sehr schwierig, nun über Sport zu sprechen»
«Es ist natürlich sehr schwierig, nun über Sport zu sprechen, nachdem was wir in den letzten 24 Stunden erlebt haben», bringt Captain Loris Benito die Situation auf den Punkt. Am Montagabend nach dem Abschlusstraining hatte Elia erfahren, dass eines seiner Kinder im Alter von vier Jahren unerwartet gestorben ist. «Es ist eine Geschichte, die nicht in Wort zu fassen ist», sagt Benito dazu. «Er ist ein Teil unserer YB-Familie. Dass ihm das widerfahren ist, hat uns im Hotel den Boden unter den Füssen wegzogen.»
Nach dem 1:0 von Lukasz Lakomy in der 6. Minute hielt der Torschütze umrahmt von Teamkollegen das Trikot mit der Nummer 15, jenes von Elia, in die Kamera. «Es war in dem Moment schön, dass wir ihm und seiner Familie kurz etwas zurückgeben konnten, auch wenn es nichts gibt, dass genügend Trost spendet», so der Berner Goalie David von Ballmoos. «Wir hatten uns auch für ihn viel vorgenommen und daraus resultierte das 1:0.»
1:2 passend zum Tag
Was das Spiel betrifft, gab das wegweisende 1:2 aus Sicht von YB durch Enzo Millot (53.) zu reden. Denn zuvor hob der Linienrichter die Fahne, weil er den Ball draussen sah, worauf Berner Spieler aufhörten zu verteidigen. Der Schiedsrichter liess jedoch weiterspielen und das Tor zählte nach einer Überprüfung. «Es ist sehr schade, dass man auf diesem Niveau nicht zu seinem Entscheid steht, damit hätte er Grösse gezeigt», erklärt von Ballmoos. «Das ist das Einzige, was ich dazu sagen will.» Trainer Joël Magnin ergänzt: «Wir müssen die Aktion bis zum Ende spielen, letztendlich entscheidet der Schiedsrichter. Das haben wir nicht gemacht und passt zu unserem Tag.»
So unglücklich das 1:2 aus Sicht der Young Boys war, es hätte wohl auch sonst eine Niederlage abgesetzt, zu überlegen war Stuttgart nach dem 0:1. «Wir waren auf dem Platz nicht gut genug, wie schon einige Male zuvor in der Champions League», sprach Benito Klartext. Die Führung sei zwar nicht gestohlen gewesen. Es sei ihnen jedoch nicht gelungen, sich mal in der gegnerischen Hälfte festzusetzen. «Das fehlte mir etwas. In der zweiten Halbzeit fielen dann die Gegentore viel zu einfach. Es fing an mit dem 1:2 - eine unglaubliche Aktion des Linienrichters. Für uns war klar, dass der Ball draussen ist. Nach dem 1:3 war es brutal, sie waren extrem effizient mit ihren Abschlüssen.»
Magnin fand, dass Stuttgart mit seiner Intensität und Qualität den Unterschied gemacht habe. Zur ganzen bisherigen Kampagne in der Champions League - YB ist bei einem Torverhältnis von 3:22 weiter punktelos und kann die K.o.-Runde nicht mehr erreichen - sagt er: «Wir können nicht 90 Minuten mithalten, das ist der grosse Unterschied.»
Rieder lobt Auftritt
Grossen Anteil am Sieg von Stuttgart hatte mit drei Assists der Schweizer Fabian Rieder, der mit YB grosse Erfolge gefeiert hat. Er kannte das verstorbene Kind von Elia persönlich. «Meine Gedanken waren und sind immer noch bei ihm», gibt Rieder zu Protokoll. Zur Partie sagt er: «In der zweiten Halbzeit waren wir besser beim letzten Pass und dann ging es schnell. Wenn wir so auftreten wie heute, mit viel Selbstbewusstsein, dann können wir gegen jeden Gegner punkten, vor allem mit unseren Fans im Rücken.»