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Schlechter Skifahrer, begnadeter Skorer

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Schlechter Skifahrer, begnadeter Skorer

4. Januar 2024, 04:31 Uhr
Trotz grimmigem Blick mit Feuer und Flamme Hockeyprofi: Ambri-Piottas Vizecaptain Dario Bürgler
© KEYSTONE/TI-PRESS/Pablo Gianinazzi
Dario Bürgler ist mit 36 Jahren Leistungsträger bei Ambri-Piotta. Der Sohn des ehemaligen Lauberhorn-Siegers gibt zu, ein schlechter Skifahrer zu sein. Dafür brennt sein Feuer fürs Hockey immer noch.

Dario Bürgler hätte am Dienstagabend allen Grund, mies gelaunt zu sein. 2:7 ging das erste Spiel des neuen Jahres gegen die ZSC Lions verloren, Ambri-Piotta blieb völlig chancenlos. Wenn der Routinier aus dem Kanton Schwyz über seine erste grosse Liebe, das Hockey, und seine zweite grosse Liebe, die Familie, spricht, leuchten seine Augen trotzdem.

Er absolvierte sein 947. Spiel in der höchsten Liga, markierte immerhin seinen neunten Assist der Saison und ist mit gleich vielen Treffern hinter Captain Inti Pestoni der zweitbeste Schweizer Skorer der Leventiner. Bürgler gehört also alles andere als zum alten Eisen, sein Zweijahresvertrag läuft nochmals eine Saison. In ziemlich genau einem Jahr könnte er damit Aufnahme in den exklusiven 1000er-Klub finden.

Nichts lieber als Hockey

Bürgler muss lachen. «Ja, darauf wurde ich jetzt ein paar Mal angesprochen. Aber das ist nicht etwas, an dem ich rumstudiere.» Dafür brauche es in erster Linie eine Portion Glück betreffend Verletzungen, vor allem aber auch Freude an dem, was er mache. Sich vorzubereiten, hart zu trainieren, sich dem hinzugeben. «Aber das fällt mir nicht schwer, das ist meine Leidenschaft», versichert er. «Ich mache immer noch nichts lieber.»

Lieber noch als Skifahren. «Ich bin als Kind gar nicht so viel Ski gefahren», verrät der Sohn von Toni Bürgler, dem Abfahrtssieger am Lauberhorn von 1981. «Mein Vater hat mich nicht gepusht. Er liess mich immer das machen, an dem ich Freude hatte. Irgendwie bin ich früh in Richtung Hockey gegangen.» In Brunnen am Vierwaldstättersee aufgewachsen, gehörte Klein Dario der Nachwuchsabteilung des EHC Seewen an, ehe er zum grösseren EV Zug wechselte.

Mangel an Selbstvertrauen

«Ich habe als Junger in Zug meinen Platz gehabt», blickt Bürgler zurück. «Aber ich hatte nicht unbedingt das Gefühl, einer der Besten zu sein.» Erst nach dem Wechsel zum HC Davos und zu Arno Del Curto machte er einen grossen Schritt vorwärts. «Der Trainer hat mit mir gearbeitet, mich ausgebildet», schwärmt der Innerschweizer noch heute. «Ich habe vom Trainer und der Mannschaft viel gelernt. Im Nachhinein war das sicher der richtige Schritt.»

Im nationalen Hockey ist Bürgler mit bisher 258 Toren einer der Grossen, international gelang ihm der Durchbruch aber nie. 24 Länderspiele (3 Tore) sind die magere Bilanz. An einer WM hat er nie teilgenommen. Er sucht den Fehler dafür selbstkritisch bei sich selber. «Ich sprudelte nicht gerade vor Selbstvertrauen. In der Nati habe ich mich selten von der besten Seite gezeigt, und es gab viele gute Spieler. Heute noch mehr.»

Dennoch hält sich Bürgler hartnäckig in der National League. «Klar, der rote Teppich wird einem nicht grade ausgelegt», meint er schmunzelnd. «Aber es kommt immer auch auf die Philosophie des Vereins an.» In Ambri setzt man auf den Routinier, er ist in seiner dritten Saison in der Leventina mittlerweile Assistenz-Captain der Biancoblu. Zuvor war er fünf Jahre bei Lugano tätig, seinen Lebensmittelpunkt hat er aber wieder in die Zentralschweiz verlegt. Die Familie Bürgler ist in Baar bei Zug in ein Haus eingezogen, der fünfjährige Sohn besucht den Kindergarten, die Frau arbeitet in der Region.

Noch einmal Playoffs

Zunächst hat Bürgler noch einen grösseren Wunsch als das 1000. NL-Spiel: «Ich würde mich mehr freuen, wenn wir diese oder auch nächste Saison mit Ambri nochmals Playoff spielen könnten.» Dafür soll es umgekehrt laufen als letztes Jahr, als man zwar den Spengler Cup gewann, aber in der Meisterschaft nur den zwölften Platz belegte. Mit Rang 9 ist man aktuell einigermassen auf Kurs, sechs Punkte am Wochenende in Rapperswil-Jona und gegen Bern würden sehr helfen.

Und dann wird Dario Bürgler am Lauberhorn mit den Nachfolgern seines Vaters mitfiebern. In Magglingen hat er einige der Schweizer Skifahrer getroffen und war beeindruckt von deren Disziplin und Arbeitseinstellung. «Das sind die Besten der Welt, das muss man sich immer wieder mal vor Augen halten.» Von sich selber sagt er, er sei «ein schlechter Skifahrer». «Ich komme nicht oft dazu. Aber ich schaue gerne.»

Quelle: sda
veröffentlicht: 4. Januar 2024 04:31
aktualisiert: 4. Januar 2024 04:31