Mit erstem Titel vor Augen bremst Gisin mit Absicht
Die Story zu Michelle Gisin: Die zweimalige Olympiasiegerin (jeweils in der Kombination in Pyeongchang 2018 und Peking 2022) war noch nie Schweizer Meisterin. Gisin schaffte an nationalen Titelkämpfen 21 Top-10-Klassierungen und sieben Medaillen (1x Silber, 6x Bronze), aber Gold blieb ihr immer versagt.
Im Slalom in der Lenzerheide führte sie nach dem ersten Lauf mit fast einer Sekunde Vorsprung auf die gesamte Konkurrenz. Der späteren Siegerin Nicole Good nahm sie im ersten Durchgang sogar 1,32 Sekunden ab. Im zweiten Lauf baute sie diesen Vorsprung zuerst sogar noch aus. Dann trat sie bewusst und mit voller Absicht auf die Bremse. Denn es reichte Gisin, zu demonstrieren, dass sie Meisterin hätte werden können. Aber die jungen Fahrerinnen benötigen FIS-Punkte dringender als sie. Also sorgte sie im untersten Teil dafür, dass das Gros dieser FIS-Punkte nicht an sie ging.
Good und Meillard
Die neue Schweizer Meisterin Nicole Good kommt aus Pfäfers im Sarganserland. Sie bestritt im Slalom schon Weltcuprennen. Die weiteren Medaillen gingen an Aline Höpli und Lorina Zelger.
Loïc Meillard ist zum zweiten Mal nach 2022 Schweizer Meister im Riesenslalom. Der 27-Jährige setzt sich in Lenzerheide in Abwesenheit von Marco Odermatt vor Gino Caviezel und Sandro Zurbrügg durch. Meillard nahm seine gute Form nach dem Weltcup-Finale von Saalbach mit nach Lenzerheide. Der Neuenburger holte die insgesamt fünfte Goldmedaille an Schweizer Meisterschaften. Meillard distanzierte Gino Caviezel um 47 und Sandro Zurbrügg um 75 Hundertstel.
Marco Odermatt, der Dominator der Weltcupsaison, der im letzten Jahr auch auf nationaler Ebene gewonnen hatte, verzichtete diesmal auf einen Start.