Krieg und Fussball
Israel und die Ukraine könnten in diesen Playoffs sogar aufeinandertreffen, wenn beide am Donnerstag die Halbfinals gewinnen. Israel spielt auf neutralem Terrain in Budapest gegen Island; die Ukraine gastiert in Bosnien-Herzegowina.
Spiele gegen die Ukraine und Israel sind in der aktuellen Lage heikel. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Nachdem Islands norwegischer Nationalcoach Age Hareide gesagt hatte, er würde am liebsten nicht gegen Israel spielen, «aufgrund dessen, was in Gaza geschieht und aufgrund dessen, was sie Frauen, Kindern und Zivilisten angetan haben», sorgte das in Israel für einen Sturm der Entrüstung.
Zweites Playoff zu Kriegszeiten
Auch in der Ukraine versuchen die Fussballer, aus allem, was vom Gegner kommt, zusätzliche Motivation zu tanken. So interpretierten die Ukrainer einen Kommentar von Nationalcoach Savo Milosevic («Die Situation und die Probleme in der Ukraine sind ihre Probleme») so, dass Bosnien-Herzegowina gegen die Ukraine sei.
Israel und die Ukraine wollen diese Woche primär den Fussball sprechen lassen. Für die Ukraine ist es bereits das zweite Playoff seit dem Ausbruch des Krieges mit Russland. Im Juni 2022 schlugen die Ukrainer zuerst Schottland in Glasgow mit 3:1, ehe sie mit einem 0:1 in Cardiff gegen Wales doch noch die WM verpassten.
Die ukrainischen Hoffnungen ruhen auf Goalgetter Artem Dowbyk von Girona, der noch im Januar die Torschützenliste in Spaniens La Liga gemeinsam mit Jude Bellingham angeführt hat. Bosnien-Herzegowina und die Ukraine spielten in der WM-Qualifikation für Katar zweimal gegeneinander; die Ukraine holte damals dank einem 2:0-Auswärtssieg vier von sechs möglichen Punkten.
Lewandowskis Kampf
Viele grosse Namen sind an die Playoffs diesmal nicht beteiligt. Polen mit Stürmerstar Robert Lewandowski kämpft noch um ein Ticket, zuerst in Warschau gegen Estland. Polen verlor in den letzten 20 EM-Qualifikations-Heimspielen nie mehr (15 Siege, 5 Unentschieden).
Klar ist: Gerechnet wird in den Playoffs nicht mehr. Die verbliebenen zwölf Aspiranten ermitteln in je einem Halbfinal und Final die letzten drei EM-Plätze. Nur wer zweimal gewinnt, darf im Sommer nach Deutschland. Alle Halbfinals werden am Donnerstag gespielt, die Finals folgen am nächsten Dienstag. Bei Unentschieden wird zuerst verlängert, dann entscheidet ein Penaltyschiessen.
Der Playoff-Sieger A (mit Polen, Estland, Finnland, Wales) trifft an der Euro in der Gruppe D auf Österreich, Frankreich und die Niederlande. Der Playoff-Sieger B (Island, Israel, Bosnien-Herzegowina, Ukraine) bekommt es in der EM-Vorrunde mit Belgien, Rumänien und der Slowakei zu tun. Für den Playoff-Sieger C (Griechenland, Kasachstan, Georgien, Luxemburg) geht es in die Gruppe F mit der Türkei, Portugal und Tschechien.