In Cortina d'Ampezzo startet am Samstag die Bobsaison
Endlich gehts für die Bobfahrer los, und zur Überraschung nicht weniger sogar auf der neuen Olympiabahn in Italien. Das sind die wichtigsten Fakten zur anstehenden Saison im Eiskanal.
GELDSORGEN. Ein Thema dominierte im Schweizer Lager den Herbst: der Zahlungsausfall eines grossen Sponsors und das Fehlen von mehreren hunderttausend Franken in der Verbandskasse. Die Elite soll davon im Olympiajahr möglichst wenig spüren, gespart wird vorerst beim Nachwuchs. Umso wichtiger sind nun sportliche Erfolge, mit einer Olympiamedaille würde man in der Einstufung von Swiss Olympic aufsteigen und mehr Fördergelder erhalten. Damit könnten weitere harte Einschnitte verhindert werden.
EIN ÜBERMÄCHTIGER GEGNER. Verrückt am Ganzen: Die Schweizer Bobfahrer sind in den letzten Jahren eigentlich durchaus gut unterwegs und balgen sich mit den USA, die vor allem bei den Frauen stark sind, um das Prädikat der zweitbesten Bobnation. Das Problem: Ein Gegner ist übermächtig und überlässt der Konkurrenz bestenfalls Brosamen. An den letzten Olympischen Spielen 2022 in Peking holten die Deutschen dreimal Gold und sieben von zwölf möglichen Medaillen. Bei den seither ausgetragenen drei Weltmeisterschaften lautet die Bilanz elf von zwölf WM-Titeln und 27 von 36 Medaillen. Während überall der Gürtel enger geschnallt werden muss, können die Deutschen noch immer aus dem Vollen schöpfen und erhalten auf diese Saison hin noch einmal neue, aerodynamisch verbesserte Schlitten der Hightech-Schmiede FES - obwohl sie vor allem im Zweier ohnehin schon deutliche Materialvorteile hatten.
MONOBOB. Die grössten Hoffnungen auf Podestplätze liegen so wohl auf dem Monobob und im Vierer. Zum zweiten Mal nach Peking vor vier Jahren haben die Frauen dank dem Einsitzer bei Olympia zwei Medaillenchancen - und da es sich im Monobob um Einheitsschlitten handelt, fällt zumindest der Materialnachteil weg. Im Vierer war man diesbezüglich bisher konkurrenzfähig.
LEICHTATHLETIK-PROMINENZ. Salomé Kora, mit 10,95 die drittschnellste Schweizer 100-m-Läuferin der Geschichte, versucht sich erstmals als Anschieberin - hinter der nominellen Schweizer Nummer 3 Inola Blatty, die erstmals im Weltcup starten wird. Schon etwas länger dabei ist Muswama Kambundji, eine der Schwestern der Supersprinterinnen Mujinga und Ditaji. Sie duelliert sich im nominell stärksten Schweizer Team von Melanie Hasler mit der erfahrenen Nadja Pasternack um den Platz im Zweier.
SELEKTION IM DEZEMBER. Wie gross die Chancen auf eine Olympiateilnahme sind, hängt auch von den Resultaten der Schweizer als Team ab. Bei den Männern sowie im Monobob der Frauen erhalten die beiden stärksten Nationen in Cortina jeweils drei Startplätze, nur bei den Frauen im Zweier die besten drei des Nationenrankings. Mit optimalen Leistungen könnten also drei Schlitten starten. Im Weltcup starten jeweils drei Schweizer Piloten, bei den Männern der Schwyzer Michael Vogt, der mit Bronze im Zweier 2023 die einzige Schweizer WM-Medaille der letzten Jahre holte, der Zuger Timo Rohner und der Bündner Cedric Follador, bei den Frauen die Aargauerin Hasler, die Schwyzerin Debora Annen und die Luzernerin Blatty. Gefordert sind für die Olympia-Selektion von den Pilotinnen und Piloten zwei Top-6-Plätze im Weltcup. Vogt und Hasler haben die Kriterien zur Hälfte bereits im letzten Jahr erfüllt. Für Olympia sind die Anschieber nicht mehr an ihre jeweiligen Teams gebunden, ein Leistungstest am 28. Dezember in Oberhof entscheidet, wer nach Italien reisen darf.
OLYMPIABAHN. Die Freude war bei allen Bobfahrern gross, als der italienische Staat gegen den Widerstand des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entschied, in Cortina doch wieder einen Eiskanal zu bauen. Damit war das Schreckgespenst von Olympiarennen im 6000 km entfernten Lake Placid gebannt. Mit einem Parforce-Akt wurde in Rekordzeit und für rund 100 Millionen Euro eine Bahn aus dem Boden gestampft, die in den Trainings viel Lob erhielt. Ab Freitag (Skeleton) erlebt sie ihre wettkampfmässige Feuertaufe, bei Olympia gibt es im Bob, Skeleton und Rodeln insgesamt zwölf Medaillensätze zu gewinnen.
EM IM ENGADIN. Nach dem Start in Cortina stehen bis Ende Januar sechs weitere Weltcups im Programm - im Gegensatz zu den letzten Jahren nur in Europa. Ein erster Höhepunkt steht bereits vor Olympia an. Der Weltcup vom 10. und 11. Januar in St. Moritz zählt zugleich als Europameisterschaft. Für die Schweizer eine wichtige Gelegenheit, gerade auch bei der schwierigen Suche nach Sponsoren.