«Es nimmt mich selber wunder, zu was ich fähig bin»
Mujinga Kambundji startete furios in dieses Jahr. Anfang März sicherte sie sich an den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul über 60 m die Goldmedaille. Die 31-jährige Bernerin triumphierte zum dritten Mal an einem Grossanlass, nachdem sie 2022 Hallen-Weltmeisterin über 60 m und im Freien Europameisterin über 200 m geworden war.
Den Schwung konnte Kambundji aber aufgrund einer Entzündung der an der Fusssohle befindenden Plantarfaszie nicht mitnehmen. Zwar ist sie sich Fussbeschwerden gewohnt, diesmal aber wurde sie die Schmerzen nicht los, obwohl sie alles versuchte - im April machte sie eine Eigenbluttherapie.
«Es ist schwierig zu sagen, was das Fass zum Überlaufen gebracht hat», schildert Kambundji die Problematik. Von daher bleibt ihr nichts anderes übrig, als gezielte Übungen zu absolvieren und auf ein baldiges Ende der Probleme zu hoffen. «Es kann keiner abschätzen, wie lange es noch dauert.»
Saison auslassen keine Option
In der aktuellen Freiluft-Saison zu pausieren, wäre für Kambundji nur eine Option gewesen, wenn Einsätze im Hinblick auf 2024 mit den Olympischen Spielen in Paris als Höhepunkt gefährlich gewesen wäre. Nach der WM will sie nach Möglichkeit auch bei Weltklasse Zürich und in Bellinzona starten. «Für mich war klar, es zu versuchen, wenn es möglich ist», sagt die Schweizer Sportlerin von 2022. Dies gerade auch wegen Paris 2024. «Wenn mein Körper fast das ganze Jahr keine Höchstleistung erbracht hätte, wäre ungewiss gewesen, wie er darauf reagiert hätte.»
Kambundji liess sich selbst davon nicht entmutigen, dass sie beim Saisonstart Ende Juni an der Athletissima in Lausanne Schmerzen verspürte. Schon vorher war allerdings klar, dass sie heuer nur über 100 m startet. Seit Lausanne, wo sie die Ziellinie nach 11,41 Sekunden passierte, hat sie fünf weitere Rennen bestritten, drei davon an den Schweizer Meisterschaften Ende Juli in Bellinzona. Im Tessin lief sie im Final ihre Saisonbestzeit von 11,05 Sekunden, ihre persönliche Bestleistung beträgt 10,89 Sekunden.
Das war für sie eine schöne Erkenntnis. Es zeigt, dass sie sich auch mit Alternativtraining «einigermassen fit» halten kann. Seit etwa einer Woche nach Lausanne trainiert Kambundji wieder «normaler», also nicht mehr alternativ. Insgesamt hat sie aber deutlich weniger als üblich gemacht, was den Start und das Schnelligkeitstraining betrifft. Zudem bestritt sie die Bahntrainings zunächst fast ausschliesslich mit weichen Nagelschuhen. Erst seit der SM benutzte sie mehrheitlich die aggressiveren Karbonschuhe. «Es ist schon ein ganz anderes Laufen», so Kambundji.
Positiver Eindruck
Ihr erster Eindruck vom neuen Stadion in Budapest fiel sehr positiv aus. «Es ist zu schmecken, dass die Bahn neu ist.» Kambundji wäre in der ungarischen Hauptstadt noch so gerne auch über 200 m und mit der Staffel angetreten, «ich bin jedoch schon froh, überhaupt hier zu sein.»
Zuletzt ging es Kambundji «etwas besser». Zudem hatte sie «ein, zwei gute Trainings, die Selbstvertrauen gaben». Klar ist, dass sie sich steigern muss, damit es wie an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio (6.) und an der letztjährigen WM in Eugene (5.) über 100 m für den Einzug in den Final reicht. «Es nimmt mich selber wunder, zu was ich fähig bin», sagt Kambundji. Am Sonntag nach dem Vorlauf weiss sie mehr. Die Halbfinals und der Final in der Königsdisziplin stehen am Montag im Programm.