EM-Medaille und Olympia-Teilnahme im Visier
Zum Startschuss der vielversprechenden Karriere überreichte ihm Christoph Seiler, der Präsident von Swiss Athletics, das Trikot der Schweizer Leichtathletik-Nationalmannschaft. Lobalu, der nach fünf Jahren in der Schweiz bereits gut deutsch spricht, hat fast ein Leben lang als Flüchtling gelebt, nachdem seine Eltern bei einem Überfall erschossen wurden.
2019 in Genf setzte er sich aus dem «Athlete Refugee Team» ab, um sich eine eigene Existenz aufbauen zu können. Zu seiner Lebensgeschichte sagt Lobalu: «Manchmal finde ich sie schade, manchmal gut. Ohne die Hilfe aus der Schweiz könnte ich meinen Traum nicht leben.» Auch der Verband Swiss Athletics habe ihm immer wieder Hoffnung gegeben, betont er bei einem Medientreffen in Bern.
Gut integriert
Lobalu arbeitet in der Ostschweiz, zahlt Steuern, bezieht keine Sozialhilfe und hat auch noch keinen Schweizer Pass - das geht hierzulande nicht so schnell. Aber als Sportler ist er dank dem erfolgreichen Wiedererwägungsgesuch nun auch auf internationaler Bühne ein vollwertiger Schweizer.
Der Läufer verfügt neu nicht nur über die nationale, sondern seit vergangenen Freitag auch über die internationale Starterlaubnis an Grossanlässen. «Als ich die Video-Message von Christoph Seiler auf dem Handy sah, habe ich spontan ein Freudentänzchen aufgeführt», schildert der Afrikaner den emotionalen Moment. Nun ist er endlich frei, darf er sein Potenzial ausschöpfen.
Gleich ein erster Höhepunkt
Als erstes Highlight winkt in drei Wochen die EM in Rom. «Ich bin in Form. Und dank dem Entscheid, dass ich nun in Italien starten darf, bin ich im Training besonders motiviert.» In den nächsten Wochen geht es für Lobalu darum, die teilweise noch fehlenden Limiten zu erfüllen. Gemessen an seinem Potenzial dürfte dies kein Problem darstellen. Nach dem Start am Samstag beim GP Bern wird er zunächst beim Diamond-League-Meeting in Oslo über 5000 m starten. «Dort will ich die Olympia-Limite von 13:05 Minuten unterbieten - und auch gewinnen.»
Danach geht es weiter nach Stockholm, wo er vor zwei Jahren in einem Diamond-League-Rennen triumphiert hatte, dann folgt die EM. In Italien zählt er zu den Medaillenanwärtern. «Die 5000 Meter sind meine Lieblingsdistanz. Aber auch über 10'000 Meter will ich antreten», schildert er seine Pläne. Exakt in diesem Moment stösst Christoph Seiler zum Gespräch und zeigt Lobalu auf dem Handy eine Nachricht von Sebastian Coe, dem Präsidenten von World Athletics. «Sorry it took so long», schreibt der Brite, in jungen Jahren einer der populärsten Läufer über die Mitteldistanzen.
IOC dürfte auch zustimmen
Seiler ist zuversichtlich, dass Lobalu auch an den Olympischen Spielen in Paris am Start stehen darf: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das IOC über den fundierten Entscheid des Weltverbandes World Athletics hinwegsetzen kann.» Man habe beim Wiedererwägungsgesuch - Lobalu hatte zwar den Nationenwechsel zur Schweiz geschafft, war aber mit einer dreijährigen Wartefrist belegt worden - alle Punkte seriös abgearbeitet: «Wir konnten nachweisen, dass Dominic in der Schweiz eine gesicherte Zukunft hat, gut integriert ist und nun auch über die nötigen Reisedokumente verfügt.»