Eine Rückkehr für das letzte grosse Ziel
Die EM 2021 war keine gute für Deutschland. Nach einer schwierigen Vorrunde endete sie bereits im Achtelfinal mit einem 0:2 gegen den späteren Finalisten England. Ein Schuldiger war schnell gefunden. Toni Kroos sei «nicht mehr internationale Klasse», sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Und Bayern-Legende Uli Hoeness hielt fest: «Mit seinem Querpassspiel passt er nicht mehr zum heutigen Fussball.»
Kroos trat nach dem Turnier aus dem Nationalteam zurück. Nicht die Kritik sei ausschlaggebend gewesen, erklärte er, er wolle einfach mehr Zeit für die Familie und für seine Aufgaben auf Klubebene haben. Und dort reihte er mit Real Madrid weiterhin Erfolg an Erfolg. In dieser Saison gewann er neben seinem siebten Meistertitel auch zum sechsten Mal die Champions League. Und dies als einer der zentralen Leistungsträger bei den Königlichen.
Kein Wunder also, dass während des Tiefpunkts der deutschen Nationalmannschaft in der Vorbereitung auf die Heim-EM der Ruf nach einer Rückkehr von Kroos immer lauter wurde.
«Ich bin definitiv nicht der Heilsbringer»
Julian Nagelsmann, der schon kurz nach seinem Antritt als Bundestrainer im September 2023 Kontakt zu Kroos aufgenommen hatte, ist es schliesslich gelungen, den 34-jährigen Mittelfeldstrategen von einem Comeback zu überzeugen. In seinem Podcast «Einfach mal Luppen» erklärte Kroos im Februar, dass er eine Weile gebraucht habe, sich dann aber immer mehr mit dem Gedanken anfreunden konnte.
Inzwischen ist auch klar: Die Europameisterschaft wird Kroos' Abschied von der Fussballbühne sein. 33 Titel hat der Deutsche auf Klubebene gewonnen, dazu den Weltmeistertitel 2014, als er ins All-Star-Team des Turniers in Brasilien gewählt wurde. Wird er zum Abschluss seiner glanzvollen Karriere auch noch Europameister?
Kroos gibt sich zurückhaltend. «Ich bin definitiv nicht der Heilsbringer.» Und ja, ein Spieler allein holt keine Titel. Dennoch können Typen wie Kroos einer Mannschaft eine andere DNA verpassen, für ein neues Selbstverständnis sorgen. Darauf hofft inzwischen auch Matthäus, der unlängst in einer Kolumne schrieb: «Toni kann unser ganz grosser Trumpf bei der Heim-EM werden.» So schnell können sich Meinungen ändern.