Die Sorgenfalten weichen einem Lächeln
Die Erleichterung war bei Mujinga Kambundji nach dem Sieg über 100 m in 11,05 Sekunden gross. «Ich bin sehr, wirklich sehr zufrieden», betonte sie. «Der Fuss hat in drei Läufen gehalten, und die Zeit ist cool.»
Die Schweizer Sprint-Queen war noch mit einem mulmigen Gefühl ins Tessin gereist: «Zwischen dem Out nach dem Vorlauf bis zu 11,00 Sekunden schien mir alles möglich zu sein.»
Vor einem Jahr war Bernerin an den Titelkämpfen im Letzigrund in 10,89 Sekunden Schweizer Rekord gelaufen. In Bellinzona nun herrschten am lauen Sommerabend mit etwas Rückendwind ebenfalls perfekte Bedingungen. Die Leistungen lassen sich vergleichen, ergo liegt noch Potenzial brach. «Mir fehlt der Wettkampf vom kommenden Freitag in Bern und ein paar gute Trainings», ordnete die Olympia- und WM-Finalistin über 100 m ihr Defizit ein.
Andererseits ist auch ein klarer Aufwärtstrend sichtbar. Nach der Athletissima in Lausanne und Spitzenleichtathletik Luzern mit schwachen Auftritten hatte Mujinga Kambundji erst den dritten Einsatz in diesem Sommer. Die Steigerung in Bellinzona mit einer Leistung, mit der sie auch international einigermassen bestehen kann, war frappant.
Seit Monaten schlägt sich die Sprinterin nun schon mit anhaltenden Beschwerden am linken Fuss herum. Eine Entzündung in der Plantarfaszie verursacht Schmerzen, die ihren Start in die Bahnsaison verzögerten. Sie nahm frühzeitig Staffel-Einsätze und den 200-m-Lauf aus der Saisonplanung, um die Belastung zu reduzieren.
Ganz verschwunden sind die Bedenken allerdings nach Bellinzona noch nicht. «Der Fuss wird reagieren. Aber hoffentlich nicht zu stark», sagte die Hallen-Europameisterin vom März in Istanbul. Aber der Glaube an eine erfolgreiche Freiluftsaison ist wieder da. An der WM in Budapest hat Mujinga Kambundji, sofern sie wie an den Olympischen Spielen in Tokio 2021 oder an der WM in Eugene 2022 in den 100-m-Final vorstösst, drei Sprints in zwei Tagen zu bestreiten. Über mögliche Zielsetzungen am Grossanlass mag sie aber nicht sprechen. «Ich nehme Woche für Woche, meine Gedanken sind noch nicht in Budapest», sagte sie.