Die Handschrift des Schweizer Trainers
Roger Bader ist kein Freund von falscher Bescheidenheit. «Natürlich trägt diese Mannschaft meine Handschrift», sagt der Zürcher, der seit neun Jahren als Chef an der Bande der österreichischen Nationalmannschaft steht. Und diese Handschrift ist seit einiger Zeit sehr erfolgreich. Seine Hockey-Philosophie lautet: «Wir wollen agieren, nicht reagieren, nicht nur auf Fehler der Gegner warten.»
Bader ist ein wichtiger Bestandteil im österreichischen Erfolgspuzzle, das in der ersten WM-Viertelfinalqualifikation seit 1994 gipfelte. Der 60-jährige Winterthurer spricht auch deshalb von einem der wichtigsten Spiele seiner Karriere. «Erstmals nach 31 Jahren in einem Viertelfinal, und dann noch gegen mein Heimatland. Das ist definitiv weit oben.»
Von Ralph Krueger gelernt
Natürlich sei die Schweiz der Favorit. «Wir wissen, dass auf der anderen Seite eine riesige Qualität, eine Topmannschaft steht, die um die Goldmedaille spielt», streicht Bader heraus. «Bei uns muss alles zusammenlaufen.» Als Vorbild sieht er auch den langjährigen Schweizer Nationalcoach Ralph Krueger, der erst in Feldkirch, dann von 1998 bis 2010 als Schweizer Nationalcoach arbeitete - zu einer Zeit, als Bader beim Verband mit der U18 angestellt war. «Er hat in der Schweiz das Fundament für die Entwicklung und Professionalität gelegt. Da habe ich viel gelernt.»
Seit 2014 ist Bader nun für den österreichischen Verband tätig, seit 2017 sogar in einer Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor. In der Schweiz bekleidete er aber nie einen Chefposten im Profi-Eishockey. Auch deshalb sagt er nun: «Jetzt zeige ich auch der Schweiz, dass Roger Bader etwas kann.»
Rohrer als Gefahrenherd
Fast schon halbe Schweizer sind die Vorarlberger Dominic Zwerger und Vinzenz Rohrer. Letzterer trifft auf ganz viele Teamkollegen von den ZSC Lions. Der 20-Jährige, von den Montreal Canadiens gedraftete Stürmer, bereits zweifacher Schweizer Meister und Sieger der Champions Hockey League, bewies in der Vorrunde mit vier Treffern seine Klasse.
«Er hat schon seine Überraschungsmomente», weiss der ZSC-Verteidiger Christian Marti, der Rohrer während der Saison fast täglich im Training begegnet. «Er ist schnell, hat einen guten Schuss, da muss man schon bereit sein.» Mit einem Schmunzeln verspricht Marti aber: «Er macht gerne so einen Konterhit, Reverse Hit, aber ich hoffe, ich kann ihn dann schon dazu bewegen, dass er das nicht macht.»
Im letzten Viertelfinal ein 0:10
Dominic Zwerger blüht an der WM nach einer durchzogenen Saison mit Ambri-Piotta so richtig auf. Beim entscheidenden 6:1-Sieg gegen Lettland schoss er zwei Tore. Im letzten Jahr verspielten die Österreicher die Viertelfinal-Qualifikation erst durch ein 2:4 im letzten Gruppenspiel gegen das bereits als Absteiger feststehende Grossbritannien. Nun ging man vorsichtig ins Turnier. «Wir hatten kleine Ziele», verrät der begnadete Techniker, den Bader als «zartes Pflänzchen» bezeichnet. «Zuerst der Ligaerhalt. Dann erstmals seit vielen Jahren an einer WM drei Spiele zu gewinnen. Und am Schluss haben wir nach den drei Siegen noch ein Endspiel gegen Lettland um den Viertelfinal.»
Dieser soll nun besser laufen als der letzte vor 31 Jahren. Damals verloren die Österreicher in Mailand 0:10 gegen Finnland. Ein solches Szenario ist diesmal nahezu ausgeschlossen, dafür hat sich das Team zu gut entwickelt. Auch deshalb kann Zwerger guten Mutes sagen: «Wahrscheinlich ist das das speziellste Spiel meiner bisherigen Karriere.»