Der Swiss-Ski-Präsident sieht den Verband «nahe der Perfektion»
Die Schweiz hat den Erzrivalen Österreich auf Distanz gehalten und ihren Status als Skination Nummer 1 bewahrt. Der Triumph in der Nationenwertung, die beiden Gesamtweltcup-Siege durch Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt sowie weitere fünf Kristallkugeln des überragenden Schweizer Duos - Urs Lehmann gerät beim Aufzählen im Zielraum in Saalbach-Hinterglemm regelrecht ins Schwärmen.
«Es war eine unglaubliche Saison mit wahnsinnig vielen Höhepunkten, mehr als wir uns hätten erwarten dürfen. Um Vergleichbares zu finden, muss man ins Jahr 1988 zurückgehen.» Das war zu einer Zeit, als der jetzige Verbandsboss als Nachwuchsfahrer noch fast zwei Jahre auf seinen ersten Einsatz im Weltcup warten musste.
Jetzt feiern, dann weiterarbeiten
Lehmann erwähnt in seinen Ausführungen immer wieder das «ganze System», das bei Swiss-Ski stimme, und dass das Zusammenspiel der Beteiligten auf allen Ebenen prächtig funktioniere. «Aus meiner Sicht haben wir im Verband momentan eine Traumaufstellung.» Klar gebe es in einer solch grossen Organisation mit elf Disziplinen immer die eine oder andere Baustelle, aber bei den Alpinen «befinden wir uns nahe der Perfektion und eigentlich dort, wo es mir vor vielen Jahren als Vision vorschwebte. Diesen Moment wollen und sollen wir geniessen und richtig feiern.»
Gleichzeitig ruft Lehmann - wohl gleichermassen sich und seinen Mitstreitern - in Erinnerung, «demütig» zu bleiben. Auch nach der erfolgreichsten Saison würden «die Uhren wieder auf null gestellt. Im Oktober beginnt für alle die Saison wieder mit null Punkten.» Im kommenden Winter wolle man natürlich die «schöne Position ganz oben» behalten.
Verletzungen und Generationenwechsel als Themen
Ein Hauptaugenmerk gehört gemäss Urs Lehmann in den kommenden Monaten dem Thema Verletzungen: «Gerade im Speed-Bereich der Frauen fiel uns das halbe Team aus. Beim Weltcup-Finale waren statt sechs oder sieben Frauen nur gerade deren drei am Start.» Das sei tragisch für die Athletinnen, so der Aargauer, aber auch für das System nicht gut, wenn man so viele Verletzte habe. «Da haben wir eine Baustelle, welche wir anpacken müssen. Da gehört auch die Prävention dazu. Wir müssen mehr Daten erfassen und auswerten, um zu erfahren, weshalb Verletzungen geschehen. Noch tun wir uns schwer, Muster zu erkennen.»
Ein zentrales Thema ist für den langjährigen Swiss-Ski-Präsidenten auch, wie man beim Frauen-Team den Generationenwechsel vollbringt. «So lange Lara, aber auch Wendy Holdener, Michelle Gisin, Jasmine Flury und weitere Athletinnen aus dieser Generation noch fahren, sind wir gut aufgestellt.»
Die Aufgabe sei klar, sagt Lehmann, «spätestens nach der Heim-WM 2027 in Crans-Montana müssen wir mit der nächsten Generation bereitstehen». Es gelte, möglichst nahtlos an die jetzigen Erfolge anzuknüpfen. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns diese Ablösung gelingen wird. Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht.»