70 Franken für Olympia-Parkplatz in Graubünden
5,5 Millionen Franken kostet das Verkehrs- und Sicherheitskonzept den Kanton Graubünden - und dies, obwohl die Olympischen Winterspiele in Italien stattfinden. Einen Teil der Kosten wollen die lokalen Behörden deshalb mit Erträgen aus den zur Verfügung gestellten Parkplätzen verdienen, wie der Kanton Graubünden mitteilte. Bezüglich der Restkosten stünde die Regierung in Kontakt mit Italien.
Vergangene Woche äusserte sich dazu die zuständige Regierungsrätin Carmelia Maissen (Mitte) in der Dezembersession des Grossen Rates. Sie habe noch keine Antwort aus Italien zur Kostenübernahme erhalten. Diese Haltung sei «schwer nachvollziehbar und irritierend». Graubünden mahnte die Region Lombardei offenbar bereits ab und forderten die Fortsetzung der Verhandlungen.
Der Kanton erwartet tausende Zuschauer, die über Graubünden an die Austragungsorte Livigno und Bormio reisen werden. Hinzu kommt, dass die Austragung der Winterspiele vom 6. bis 22. Februar in die Bündner Hauptsaison fallen. Die Behörden gehen von bis zu 4000 Gästen pro Tag aus, die dann die Bündner Verkehrswege nutzen.
Diese Zahl wurde zuletzt von der Region Lombardei in Frage gestellt. Auf Anfrage von Keystone-SDA rechtfertigte der Kanton Graubünden die Schätzung mit den bereits verkauften 2600 Tickets für einzelne Spitzentage mit Anreise aus der Schweiz. Dazu kämen Tagestouristen und die Tatsache, dass bei 47 Prozent der verkauften Tickets seitens der Veranstalter keine Angaben zum Wohnort der Gäste gemacht werden konnte. Somit sei eine genügend grosse Reserve einzurechnen, so die Behörden.
Über 2000 zusätzliche Parkplätze
Die Anreise an die Austragungsorte der Winterspiele ist nur bis zu den extra geschaffenen Park+Ride-Parkplätzen möglich, teilte die Regierung weiter mit. In Landquart stehen dafür zusätzlich zu den 1670 Parkplätzen des Fashion Outlets 140 Plätze zur Verfügung. In Zernez kommen 1440 Parkplätze hinzu und in Müstair deren 630. Ausser in Landquart kosten diese Parkiermöglichkeiten 70 Franken pro Tag. Die Weiterreise erfolgt dann mit kostenpflichtigen Shuttlebussen und der Rhätischen Bahn (RhB). Die Verbindungen sind in den Online-Fahrplänen integriert.
Besonders der Austragungsort Livigno bringe verkehrstechnische Herausforderungen mit sich, so die Regierung weiter. Der Tunnel Munt La Schera bildet hier ein Nadelöhr. Deshalb wird er während den Winterspielen gesperrt und nur für Fahrzeuge der Olympischen Spiele, Pendlerinnen und Pendler und Gäste aus Livigno mit Bewilligung zur Verfügung stehen.
Weitere Strassen werden nur beschränkt befahrbar sein. Hierzu können Anwohnende, Gäste aus der Region und das lokale Gewerbe eine «Transit-Vignette» beziehen. Diese berechtigt zur vereinfachten Durchfahrt im Engadin und Münstertal, jedoch nicht durch den Tunnel Munt La Schera.
Für die Sicherheit plant die Kantonspolizei 30 Polizistinnen und Polizisten ein, die rund um die Uhr für die Winterspiele im Einsatz stehen, wie es auf Anfrage von Keystone-SDA hiess. Weitere Patrouillen seien verstärkt im Engadin, Val Müstair, Bergell und Puschlav sowie am Julierpass und im Prättigau unterwegs. Zusätzliches Personal von anderen Korps werde gemäss jetzigem Planungsstand nicht benötigt.
Gemeinden äussern Bedenken
Das Konzept könnte negative Auswirkungen für die Pendlerinnen und Pendler haben, die von Livigno ins Engadin müssen, sagte der Gemeindepräsident aus S-chanf, Riet Campell, auf Anfrage von Keystone-SDA. Es sei möglich, dass einige von ihnen wegen des teilweise gesperrten Tunnels sehr früh aufbrechen müssten, obwohl ihre Arbeit erst um 9 Uhr beginne. «So sind sie unter Umständen 13 Stunden unterwegs, werden aber nur für acht Stunden bezahlt», erklärte er.
Im Puschlav gibt es Bedenken wegen des Verkehrs auf dem Berninapass. Die Organisatoren empfehlen den Gästen aus dem Norden, über den Berninapass nach Bormio zu reisen, wo die Abfahrtsrennen der Männer stattfinden. «Wir müssen verhindern, dass sich Verkehr bildet, der jene behindert, die im Engadin arbeiten», sagte der Gemeindepräsident von Poschiavo, Giovanni Jochum, zu Keystone-SDA.
Positiver tönt es in Müstair. Die Gemeindepräsidentin Gabriela Binkert Becchetti: «Es wird funktionieren, ich bin zuversichtlich.» Einzig bei den Kosten habe sie Bedenken. «Wir unternehmen alle Anstrengungen, aber aus Italien haben wir noch keine Garantien», sagte Binkert und fügte hinzu, dass die Angelegenheit in den Händen der Regierung liege.