Zuger Kantonsrat ist für selektiv obligatorisches Vorschul-Deutsch
Der Regierungsrat soll eine Gesetzesvorlage für einen selektiv obligatorischen vorschulischen Deutschunterricht nach dem Vorbild von Basel-Stadt ausarbeiten und die Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen, forderte die Mitte-Fraktion in einer Motion.
Das Basler Modell, ein verpflichtender Kita- oder Spielgruppenbesuch von zwei bis drei Halbtagen pro Woche für Kinder mit ungenügenden Deutschkenntnissen im Jahr vor dem Kindergarten, habe sich bewährt und werde in mehreren Kantonen erfolgreich angewendet.
Eine «Win-Win-Win-Situation»
Das Modell bringe den Kindern, ihrer Schulklasse und den Lehrpersonen Vorteile, sagte Motionärin Anna Bieri (Mitte). «Es ist eine Win-Win-Win-Situation.» Unterstützung erhielt der Vorstoss zudem von ALG, SP und GLP. «Sprachdefizite begleiten diese Kinder oft über die gesamte Schulzeit», erklärte Fabienne Michel (GLP).
Die SVP-Fraktion lehnte die Motion ab. Esther Monney bezeichnete den Ansatz als «faktische Ausweitung der Schulpflicht». Diese Auffassung teilte auch die FDP. Eva Maurenbrecher warnte, das Modell könne Ungleichheiten verschärfen. «Wir sagen Nein zu bürokratischen, unnötigen und unverhältnismässigen Eingriffen in die frühe Kindheit.»
Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP) unterstützte die Motion. Er halte die vorgeschlagenen Massnahmen für «wirksam», hielt er fest. Es sei ein «wirksames Mittel, um Bildungsbenachteiligungen frühzeitig entgegenzuwirken».
Die Exekutive schätzt, dass rund 300 Kinder im Kanton Zug von der vorschulischen Sprachförderung profitieren könnten, was etwa einem Fünftel bis Viertel aller Kinder entspricht.
Die Motion wurde letztlich mit 39 zu 28 Stimmen erheblich erklärt.