News
Schweiz

Wirtschaft wächst laut Zürcher Studie nicht auf Kosten der Umwelt

Umwelt

Wirtschaft wächst laut Zürcher Studie nicht auf Kosten der Umwelt

4. Juni 2024, 10:41 Uhr
Das Wirtschaftswachstum im Kanton Zürich hat gemäss einer Studie der Volkswirtschaftsdirektion zu höheren Löhnen und einer verbesserten Lebensqualität geführt - und dies ohne die Umwelt zu schädigen. (Symbolbild)
© KEYSTONE/GAETAN BALLY
Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion wehrt sich gegen die «diffuse Kritik» am Wirtschaftswachstum: Dieses bringe Wohlstand, soziale Sicherheit und hohe Beschäftigung - und es gehe inzwischen auch nicht mehr zu Lasten der Umwelt, heisst es in einer neuen Studie.

In der Vergangenheit sei das Wachstum zwar mit einem höheren Ressourcenbedarf verbunden gewesen, hielt Luc Zobrist, Leiter Fachstelle Wirtschaftspolitik, am Dienstag vor den Medien fest. Doch in den vergangenen 30 Jahren hätten sich Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung entkoppelt, wie verschiedene Indikatoren zeigten.

So habe zwar die Bodenversiegelung zugenommen, aber weniger stark als das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Kanton Zürich, führte Zobrist aus. Und während das BIP seit 1990 um 69 Prozent gestiegen sei, hätten die Treibhausgasemissionen selbst bei Einrechnung der grauen Energie um 9 Prozent abgenommen.

«Die Zürcher Wirtschaft ist qualitativ gewachsen, ohne dass die Umwelt zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen wurde», fasste Zobrist zusammen.

Höhere Lebensqualität

Es habe sich eine Stimmung breit gemacht, die gegenüber dem Wachstum kritisch eingestellt sei, hatte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) zu Beginn der Medienkonferenz gesagt. Es werde behauptet, dass die Umwelt zerstört werde, dass nur die Reichen profitierten. Im aktuellen Wirtschaftsmonitoring sollten dieser «diffusen Kritik» Fakten und Zahlen gegenübergestellt werden.

Dieses zeigt für die Regierungsrätin klar auf: «Das qualitative Wachstum hat die Lebensqualität der Zürcherinnen und Zürcher erhöht.» Es habe zu einem deutlich höheren Einkommen geführt, führte Zobrist dazu aus. Zudem stünde auch mehr Freizeit zur Verfügung; «wir arbeiten einen halben Tag weniger als vor 30 Jahren». Schliesslich seien auch die Produkte und Dienstleistungen besser geworden und die Steuereinnahmen fielen höher aus.

Von 29 im Wirtschaftsmonitoring untersuchten Indikatoren verbesserten sich 18. Sieben blieben unverändert. Vier verschlechterten sich, so ist nun die Zahl der Verkehrsunfällen pro Kopf leicht höher sowie die Stimm- und Wahlbeteiligung tiefer.

Studie: Ohne Wachstum fehlt Geld

Würde die Wirtschaft im Kanton Zürich nicht mehr wachsen, fielen diese positiven Effekte weg: Ein Nullwachstum würde zu tieferen Löhnen und einem erhöhten Armutsrisiko führen, skizzierte Martin Eichler vom Forschungsunternehmen Infras in einem Gedankenexperiment. Es gingen weniger Steuereinnahmen ein und es stünden weniger Gelder für die Sozialversicherungen zur Verfügung.

Da weniger produziert würde, könnte sich die Umweltqualität in einigen Bereichen verbessern, hielt Eichler fest. Allerdings stünden auch weniger finanzielle Mittel für den Umweltschutz bereit und es blieben die Innovationen aus, mit denen die Treibhausgasemissionen noch weiter reduziert werden könnten. «Ein Strukturwandel lässt sich in einer wachsenden Wirtschaft einfacher umsetzen.»

Das BIP im Kanton Zürich hat sich in den letzten 40 Jahren inflationsbereinigt mehr als verdoppelt, wie Zobrist sagte. 1990 betrug es 73 Milliarden Franken, 2022 lag es bei 159 Milliarden Franken. Pro Kopf stieg es von 65'000 auf 101'000 Franken.

Quelle: sda
veröffentlicht: 4. Juni 2024 10:41
aktualisiert: 4. Juni 2024 10:41
redaktion@radiocentral.ch