«Jeder muss sich selber ein bisschen an der Nase packen»
Heinz Ehlers ist genervt. Die Frage, ob er nun vor allem als Psychologe gefragt sei, gibt dem Trainer des SC Bern den Rest. «Fertig jetzt, das bringt nichts», sagt der Däne und stapft davon. Sein Ärger ist durchaus verständlich, einmal mehr hat sein Team beim 2:4 in Zug eine Partie verloren, wie es mittlerweile typisch ist in dieser Saison.
Der Start in die Partie gegen eine Mannschaft, die wie der SCB sieben verletzte Stammspieler aufweist und zuvor drei Spiele in Folge verloren hat, ist katastrophal, nach 20 Minuten steht es 0:3 durch vermeidbare Tore. Das nervt auch den Trainer. «Das erste Tor müssen wir unbedingt vermeiden, da müssen wir bessere Blocks und Boxouts (den Gegner aus der gefährlichen Zone vor dem eigenen Torhüter wegbefördern) machen.» Dabei war die Defensive in dieser Saison bis jetzt noch der Bereich, der einigermassen funktionierte. Offensiv ist der SCB aber so harmlos, dass ein 0:3 schon fast eine Vorentscheidung darstellt.
Nur 1,75 Tore pro Heimspiel
Zum Glück für die Berner (auch wenn sie beide Partien gegen das Schlusslicht verloren haben) gibt es noch Ajoie. Hinter den Jurassiern hat man nämlich am zweitwenigsten Tore geschossen (54 in 26 Spielen). Besonders schmerzhaft ist für den Klub mit der riesigen Fanbasis die Schwäche zuhause. Man ist das zweitschlechteste Heimteam, und bei einem Schnitt von nur gerade 1,75 Treffern pro Spiel jubeln die Zuschauer in der Arena noch seltener als die im Jura.
In Zug gelingen immerhin noch zwei Tore, der SCB darf bis zum 2:4 ins leere Tor auf einen Punktgewinn hoffen - und daran knüpft Heinz Ehlers seine Hoffnung auf einen Aufschwung. «Ich bin nicht naiv», sagt der 59-jährige Däne, der unter anderem bei Biel, Lausanne und in Langnau für durchaus erfolgreiches, nicht unbedingt spektakuläres, aber erfolgsorientiertes Hockey stand. «Die Niederlage tut mir weh. Aber gegen einen starken Gegner zu so vielen Chancen zu kommen, stimmt mich positiv. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.» Dass die Pucks nicht reingehen, ist also doch eine Frage der Psychologie, eine Kopfsache?
«Absolut, absolut», sagt Joël Vermin, der wegen der vielen Absenzen wieder auf seiner angestammten Position im Angriff zum Einsatz kommt. «Wir haben das Hockeyspielen ja nicht verlernt.» Sie müssten sich im Spiel gegen Zug keine grossen Vorwürfe machen, sie hätten keine dummen Strafen kassiert, keine einfachen Gegenstösse zugelassen. Sie hätten über weite Teile «sehr, sehr gut» gespielt. «Wenn man uns spielen gesehen hat, würde man nicht denken, dass wir in der Tabelle da stehen, wo wir sind.» Die Tabelle sehe er sich allerdings sowieso nicht an.
Alles, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen
Bereits am Freitag ist man zuhause gegen den ebenfalls dringend auf Punkte angewiesenen Meister ZSC Lions wieder gefordert. In vier von zwölf Heimspielen erzielte der SCB kein Tor, in weiteren drei nur eines. Auch in Zug war die Verunsicherung deutlich spürbar, nicht zuletzt bei Miro Aaltonen. Noch immer wartet der bei Kloten so erfolgreiche Finne auf sein erstes Saisontor in der Meisterschaft. Viele Abschlüsse landeten neben und über dem Tor.
Ein Patentrezept hat auch Joël Vermin nicht. Er glaubt aber, dass man im Training daran arbeiten kann. «Da muss sich jetzt jeder etwas an der eigenen Nase nehmen», sagt der Ur-Berner. Das heisst? «So ein bisschen, dass wir auch im Training nicht einfach aufs Goal fahren und schiessen, wie es der Trainer sagt.»
Der Ernst der Situation sei jedem klar. «Es ist nicht so, dass uns das scheissegal ist, sondern das sch... uns genau so an wie alle anderen im Verein, wie auch unsere Fans», betont Vermin. «Wir machen alles, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.»