«Fischer hat die Basis für eine tolle Zukunft gelegt»
Für Fischer war dieser Schritt schon länger ein Thema, Ende Sommer konkretisierte sich bei ihm der Gedanke. Ein entscheidendes Argument war für ihn die WM im kommenden Mai in Zürich und Freiburg. «Wenn die Heim-WM 2027 gewesen wäre, hätte das die Sache schon verändert», gibt der 50-jährige Zuger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu.
Fischer weiter: «Ich habe es mir immer gewünscht, als Coach eine Heim-WM zu erleben. Als Spieler durfte ich das schon einmal erfahren, und es ist etwas ganz Spezielles.» Es sei ein Höhepunkt in seinen zehn Jahren in diesem Amt, «und deshalb ist es für mich der richtige Zeitpunkt zum Übergeben. Ich bin froh, dass wir uns nun auf den Sport konzentrieren können. Das gibt Klarheit und Ruhe.»
Dass er nach der Heim-WM als Trainer aufhört, ist für ihn ein zusätzlicher Ansporn: «Das intensiviert das Ganze. Wir können jedoch nicht mehr als den Moment geniessen», so Fischer, der dreimal als Headcoach und einmal als Assistent WM-Silber gewonnen hat. Den Titel stuft er deshalb als absolut realistisch ein. Entscheidend ist für ihn, das Ganze mit «voller Freude, Begeisterung und auch der nötigen Leichtigkeit» anzugehen, «dann sind wir am gefährlichsten. Das ist die Herausforderung, die wir haben, denn die Ablenkung ist grösser».
Den Nachfolger gefördert
Dass Jan Cadieux sein Nachfolger wird, daran hat er einen nicht unwesentlichen Anteil. Drei Tage nachdem er Ende Dezember des vergangenen Jahres bei Genève-Servette entlassen worden war, bot er ihm an, ihn im darauffolgenden Februar am Turnier der Euro Hockey Tour in Langnau und Stockholm zu assistieren.
Lars (Weibel, der Direktor Sport von Swiss Ice Hockey) und er hätten schon länger darüber philosophiert, wer sein Nachfolger werden könne, sagt Fischer. «Jan war immer auf der Liste.» Und so wurde dieser zunächst als U20-Nationaltrainer installiert. Zudem assistierte er Fischer schon an der diesjährigen WM.
«Es ist für das Schweizer Eishockey ein Glücksfall, mit Jan jemanden zu haben, der national und international Erfolge feiern konnte», so Fischer. «Das ist wichtig für eine Mannschaft, dann ist Glaubwürdigkeit vorhanden. Zudem ist es ein nicht zu unterschätzender Vorteil, dass wir gemeinsam drei grosse Turniere (im Februar finden noch die Olympischen Winterspiele in Mailand statt) miteinander erleben.» Ihm selbst habe es enorm geholfen, dass er Sean Simpson an zwei Weltmeisterschaften habe assistieren dürfen.
Eishockey-Virus im Blut
Die angesprochenen Erfolge von Jan Cadieux sind der Meistertitel 2023 mit Genève-Servette - der erste für den Verein überhaupt - und der Triumph in der Champions Hockey League im Jahr darauf. Der 45-jährige Romand wurde schon früh vom Eishockey-Virus infiziert - sein Vater ist der inzwischen verstorbene Paul-André Cadieux, der als Spieler mit dem SC Bern dreimal den Meistertitel gewonnen hat. In den Neunzigerjahren coachte dieser Fribourg-Gottéron mit dem legendären russischen Duo Slawa Bykow und Andrej Chomutow. Zudem war Paul-André Cadieux einst selber Trainerassistent der Schweizer Nationalmannschaft.
«Meine Liebe zum Eishockey kommt von meinem Vater», sagt Jan Cadieux. Er habe in diesem Sport schon sehr viel erlebt und nun gehe es ihm mehr darum, das weiterzugeben. Dass er in grosse Fussstapfen treten wird, sieht er als Vorteil: «Fischi hat die Basis für eine tolle Zukunft gelegt. Meine Herausforderung besteht nicht darin, besser als er zu sein, vielmehr möchte ich das Schweizer Eishockey weiterentwickeln.»
Auf die Frage, inwiefern er Fischer ähnlich sei und inwiefern nicht, antwortet er sinngemäss: «Wie ihm ist es auch mir wichtig, dass sich die Spieler wohlfühlen. Der Mensch hinter dem Spieler ist noch wichtiger als der Eishockeyspieler selbst. Wenn sie sich mir öffnen und mir aus ihrem Leben erzählen, ist das für mich das Schönste in unserem Business. Spüren die Spieler diese Haltung, haben sie auch mehr Motivation, ins Nationalteam zu kommen.»
Zudem fordert auch er mutiges Eishockey. Als Unterschied sieht er, dass er manchmal etwas emotionaler sei als Fischi. Dass er das Angebot annimmt, war für Cadieux sofort klar aufgrund des Vertrauens, das er von Seiten des Verbandes spürte. Er betont aber: «Ich hatte nie einen Karriereplan, sondern lebe wirklich von Tag zu Tag.» Und aktuell ist er noch Assistent von Patrick Fischer.