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Wehrbeauftragte: Deutsche Armee altert und schrumpft immer weiter

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Wehrbeauftragte: Deutsche Armee altert und schrumpft immer weiter

12. März 2024, 12:48 Uhr
ARCHIV - «Es mangelt an Material vom Großgerät bis hin zu Ersatzteilen. Durch die Abgabe an die Ukraine ist der Mangel noch größer geworden», stellt die Wehrbeauftragte Eva Högl fest. Foto: Frank May/dpa
© Keystone/dpa/Frank May
Auch im zweiten Jahr der sogenannten militärischen Zeitenwende in Deutschland hat es in den Streitkräften des Landes laut einem Bericht der Wehrbeauftragten Eva Högl keine wesentlichen Verbesserungen bei Personal, Material und Infrastruktur gegeben.

Zudem steuert die Bundeswehr nach ihrer Einschätzung auf erhebliche Personalprobleme zu. «Die Truppe altert und schrumpft immer weiter», schreibt die SPD-Politikerin in ihrem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Jahresbericht 2023. Etliche Verbände hätten grosse «Personalvakanzen».

«Es mangelt an Material vom Grossgerät bis hin zu Ersatzteilen. Durch die Abgabe an die Ukraine ist der Mangel noch grösser geworden», stellte Högl zudem fest. Auch die Infrastruktur sei vielerorts desaströs. «Mich erreichen Schreiben von Eltern, deren Kinder soeben den Dienst angetreten haben - in Kasernen mit maroden Stuben, verschimmelten Duschen und verstopften Toiletten.» Der schlechte Zustand der Kasernen sei teils beschämend und dem Dienst der Soldatinnen und Soldaten unangemessen.

Die Wehrbeauftragte schreibt, es seien im vergangenen Jahr «in vielen Bereichen wichtige Weichen» gestellt worden, allerdings sei die Bundeswehr noch nicht am Ziel. Sie verwies dabei auf eine «beispiellose Zahl» sogenannter 25-Millionen-Vorlagen, mit denen das Verteidigungsministerium im Bundestag grünes Licht für grössere Beschaffungsprojekte einholt. Die persönliche Ausrüstung für die einzelnen Soldaten sei inzwischen vorhanden und so umfangreich, dass in den Spinden kein ausreichender Platz sei.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte wenige Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 im Bundestag von einer «Zeitenwende» gesprochen und der Truppe ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro zugesagt. Nach wie vor hat Deutschland Mühe, das Nato-Ziel von Verteidigungsausgaben in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen.

Die Bundeswehr zählt derzeit rund 182 000 Soldaten, davon gut 24 400 Frauen. Als eine Art Ombudsman der Streitkräfte legt der oder die Wehrbeauftragte jedes Jahr einen Bericht zur Lage innerhalb der Truppe vor.

Quelle: sda
veröffentlicht: 12. März 2024 12:48
aktualisiert: 12. März 2024 12:48
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