UN: Mehr als 200 aussergerichtliche Tötungen unter Taliban-Herrschaft
Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht hervor. Meist seien die Opfer kurz zuvor von Sicherheitskräften der Taliban festgenommen worden, hiess es in dem Bericht. Besonders stark verfolgt wurden demnach Soldaten und Polizisten der früheren vom Westen gestützten Regierung. Einige Männer seien in Haft, andere verschleppt und an unbekannten Orten getötet worden.
Neben aussergerichtlichen Tötungen beklagten die UN auch Verschleppungen, Folter, willkürliche Haft und Drohungen gegen frühere Beschäftigte der Republik. Menschenrechtsverletzungen hätten in allen 34 Provinzen stattgefunden, hiess es in dem Bericht. Mindestens 800 Fälle seien bekannt. Unama dokumentierte 424 Fälle willkürlicher Haft ehemaliger Soldaten oder Regierungsbeschäftigter.
Die Taliban hatten nach ihrer Machtübernahme zunächst eine Amnestie für ehemalige Regierungsanhänger und Soldaten versprochen. Kritiker äusserten daran früh Zweifel. Die Vorwürfe im Bericht vom Dienstag wies die islamistische Gruppe zurück. Unama hatte dem Bericht eine Stellungnahme angefügt.
«Der Unama-Bericht zeichnet ein ernüchterndes Bild von der Behandlung von Personen, die mit der früheren Regierung und den Sicherheitskräften Afghanistans in Verbindung stehen, seit die Taliban das Land übernommen haben», sagte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk laut der Mitteilung. «Zumal ihnen versichert wurde, dass sie nicht verfolgt würden, ist dies ein Vertrauensbruch.»
Am 15. August 2021 übernahmen die militant-islamistischen Taliban noch vor dem vollständigen Abzug der US-Truppen wieder die Macht in Afghanistan. Sie versprachen anfangs, moderater zu regieren, allerdings wurde ihre Herrschaft zuletzt immer autoritärer und dogmatischer. Die humanitäre Lage im Land gilt als prekär.