Trump siegt bei Vorwahl in New Hampshire - Haley will weiter kämpfen
Haley gab sich dennoch kämpferisch und kündigte an, im Rennen bleiben zu wollen. «Es gibt noch Dutzende von Bundesstaaten, die noch vor uns liegen», sagte sie in ihrer Rede nach der Abstimmung.
Trump ging bei seiner Siegesrede in der Stadt Nashua verbal auf seine Konkurrentin los und schäumte förmlich vor Wut. «Sie dreht eine Siegerrunde, dabei haben wir sie so deutlich geschlagen», sagte er. Der 77-Jährige nannte seine frühere Botschafterin bei den Vereinten Nationen eine «Hochstaplerin» und erklärte: «Sie wird nicht gewinnen.» Seine Rede machte aber deutlich, dass er Haley durchaus als Gefahr sieht.
Trotz guter Ausgangslage für Haley punktet Trump
Das Rennen der Republikaner, für die ursprünglich weit mehr Kandidaten ins Feld gezogen waren, ist mittlerweile nur noch ein Zweikampf zwischen Trump und Haley. Seit dem Ausscheiden des Gouverneurs von Florida, Ron DeSantis, gibt es keinen weiteren ernstzunehmenden Bewerber mehr. Ein Sieg wäre für die 52-Jährige in New Hampshire, das im nordöstlichen Zipfel der USA liegt, besonders wichtig gewesen, um neuen Schwung für ihren Wahlkampf zu bekommen.
Haley, die als Diplomatin einst Trumps konfrontative Aussenpolitik auf internationaler Bühne zu vertreten hatte, gilt in der öffentlichen Wahrnehmung als politisch moderater als ihr früherer Chef und ist auch rhetorisch deutlich gemässigter unterwegs. In New Hampshire hoffte sie wegen der weniger radikal gesinnten Wählerschaft im konservativen Lager auf einen Erfolg.
In dem kleinen Bundesstaat mit seinen rund 1,4 Millionen Einwohnern gilt zudem die Besonderheit, dass auch Wählerinnen und Wähler, die sich nicht per se den Republikanern zugehörig fühlen und auch nicht als solche registriert sind (sogenannte Independents), an den Vorwahlen der Partei teilnehmen dürfen. Die Stimmen dieser Gruppe kommen meist den eher moderaten republikanischen Bewerbern zu Gute. Trump behauptete in seiner Rede, Haley habe ihr Ergebnis nur mit der «enormen Zahl» an Stimmen aus dieser Gruppe bekommen.
Wer in den USA wählen will, muss sich dafür registrieren lassen. Die teils hohen Hürden für eine Registrierung sind einer der Gründe für vergleichsweise eher geringe Wahlbeteiligungen in den USA. In New Hampshire sind laut offiziellen Angaben mehr als 870 000 Wähler registriert, mehr als 340 000 davon als Independents. New Hampshires oberster Wahlaufseher David Scanlan sagte dem Sender CNN, die Wahlbeteiligung sei insgesamt hoch gewesen. Konkrete Zahlen nannte er jedoch nicht. Vorab hatte er für die Republikaner-Vorwahl eine Beteiligung von etwa 322 000 Wählern vorausgesagt.
Wer in den USA Präsidentschaftskandidat werden will, muss sich zunächst in parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Bei Parteitagen im Sommer werden die Kandidaten dann offiziell gekürt. Die eigentliche Präsidentenwahl steht am 5. November an. Während bei der ersten Vorwahl in Iowa in der vergangenen Woche bei Parteiversammlungen abgestimmt wurde, den sogenannten Caucus-Treffen, entschieden die Menschen in New Hampshire am Dienstag klassisch in Wahllokalen.
Haley hofft auf Heimspiel in South Carolina
Der nächste Meilenstein für Haley wird die Abstimmung in ihrem Heimatstaat South Carolina Ende Februar sein, wo sie sechs Jahre lang Gouverneurin war. Eine Niederlage wäre für Haley daher besonders blamabel. Doch sogar dort führt Trump in Umfragen mit grossem Abstand.
In den USA wird nicht ausgeschlossen, dass Haley auf das Amt der Vizepräsidentin an Trumps Seite schielen könnte. Allerdings griff sie ihren Konkurrenten in den vergangenen Tagen heftiger denn je verbal an. Trump hatte zuletzt angedeutet, er habe eine Kandidatin oder einen Kandidaten für das Amt im Auge - nannte aber keine Namen. Spekuliert wird über die ihm besonders treu ergebene und ultraradikale Elise Stefanik, die für die Republikaner im US-Repräsentantenhaus sitzt und kräftig Wahlkampf für Trump macht.
Gegen den ehemaligen Präsidenten laufen vier Strafverfahren - unter anderem wegen seiner Versuche, das Wahlergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen. Damals verlor er gegen den Demokraten Biden, der seinen Platz im Weissen Haus nun trotz Skepsis in seiner eigenen Partei verteidigen will. Vielen Demokraten ist der 81-Jährige zu alt, wobei Trump auch nur vier Jahre jünger ist.
Biden erzielt symbolischen Erfolg
Auch die Demokraten stimmten am Dienstag in New Hampshire über ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl ab - und kürten Biden zum Sieger. Sein Erfolg ist aber eher symbolischer Natur, denn die in dem Bundesstaat gesicherten Delegiertenstimmen werden beim Nominierungsparteitag der Demokraten im Sommer nicht berücksichtigt. Hintergrund ist ein interner Streit bei den Demokraten um den Ablauf der Vorwahlen. Als Amtsinhaber hat Biden bei den Vorwahlen der Demokraten keine ernstzunehmende Konkurrenz.