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Sorge wegen erhöhter Spannungen in Nahost - Die Nacht im Überblick

Iran

Sorge wegen erhöhter Spannungen in Nahost - Die Nacht im Überblick

4. Januar 2024, 05:37 Uhr
Palästinenser gehen an einem Gebäude vorbei, das bei einer israelischen Bombardierung des Gazastreifens zerstört wurde. Foto: Mohammed Hajjar/AP/dpa
© Keystone/AP/Mohammed Hajjar
Die verheerenden Explosionen im Iran und die Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon haben die gefährlichen Spannungen im Nahen Osten weiter erhöht. Irans Führung sprach nach dem Anschlag am Todestag des Generals Ghassem Soleimani von einer Terrorattacke. Zunächst reklamierte niemand die Tat für sich. Es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass Israel daran beteiligt sei, sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller. Auch die USA hätten nichts damit zu tun. Der Anschlag mit rund 100 Toten ereignete sich zu einer Zeit, da Irans Erzfeind Israel Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen führt und mit vom Iran unterstützten Milizen wie der Hisbollah im Libanon konfrontiert ist.

Hisbollah-Chef warnt Israel

Nach der Tötung des Vize-Leiters des Politbüros der Hamas, Saleh al-Aruri, bei einer Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut warnte der Chef der Hisbollah Israel vor einer Eskalation des Konflikts mit dem Libanon. «Die Ermordung Al-Aruris ist ein gefährliches Verbrechen, das nicht ohne Reaktion und Bestrafung bleiben wird», sagte Hassan Nasrallah in einer Rede am Mittwoch. «Wenn der Feind einen Krieg gegen den Libanon beginnt, werden wir uns an keine Regeln mehr halten», sagte Nasrallah. Eine direkte Drohung gegen Israel oder gar eine Kriegserklärung sprach er aber nicht aus.

Nasrallah sagte in seiner Rede lediglich: «Wir haben keine Angst vor dem Krieg und wir zögern nicht.» Israel hatte keine Verantwortung für die Tötung von Al-Aruri übernommen. Der Hamas-Anführer stand allerdings schon länger auf Israels «Abschussliste». Israel geht davon aus, dass er an der Planung des verheerenden Terroranschlags am 7. Oktober im israelischen Grenzgebiet beteiligt war, was der Auslöser des Gaza-Kriegs war. Al-Aruri hatte auch engere Verbindungen der Hamas mit der Hisbollah sowie dem Iran aufgebaut.

Libanon: Wollen nicht in einen Krieg gezogen werden

Die Tötung Al-Aruris hat den Gaza-Krieg nun bis nach Beirut getragen. Die dortige Regierung ist bemüht, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen: «Wir sind sehr besorgt, die Libanesen wollen nicht hineingezogen werden, selbst die Hisbollah möchte nicht in einen regionalen Krieg hineingezogen werden», sagte Minister Bou Habib. Er forderte die westlichen Staaten auf, «Druck auf Israel auszuüben, damit es all seine Gewalt und alle seine Aktionen einstellt, nicht nur im Libanon, nicht nur in Beirut, sondern auch in Gaza».

Auswärtiges Amt fordert zu rascher Ausreise aus dem Libanon auf

Wegen der angespannten Lage an der israelisch-libanesischen Grenze forderte das Auswärtige Amt deutsche Staatsangehörige auf, den Libanon so schnell wie möglich zu verlassen. Deutsche, die sich noch in dem Land aufhalten, sollten sich in der Krisenvorsorgeliste Elefand registrieren und «auf schnellstem Wege» ausreisen, schrieb das Auswärtige Amt am Mittwoch auf der Plattform X, vormals Twitter. «Eine Eskalation an der Grenze zwischen Israel und Libanon ist nicht auszuschliessen», hiess es nach einer Tagung des Krisenstabs.

Experte: Iran hat kein Interesse an umfassender Konfrontation

«Es ist jetzt sehr wichtig, dass die Hisbollah ihre Abschreckungsfähigkeit wiederherstellt und dabei den örtlichen Gegebenheiten Rechnung trägt: Die Libanesen wollen nicht in einen Krieg hineingezogen werden», sagte Anthony Samrani, Chefredakteur der libanesischen Zeitung «L'Orient-Le Jour», dem Auslandsfernsehen des französischen Senders France 24. Die schiitische Hisbollah verfüge auch gar nicht über die Mittel für einen umfassenden Konflikt mit Israel, «besonders angesichts der starken US-Präsenz in der Region».

Weder die Hisbollah noch ihr grösster Unterstützer, der Iran, seien bereit, sich grösseren Vergeltungsmassnahmen zu stellen, sagte auch der politische Analyst Makram Rabah der Deutschen Presse-Agentur. «Seit Beginn des Konflikts ist klar, dass der Iran kein Interesse an einer umfassenden Konfrontation hat», sagte er. Die Zeitung «Wall Street Journal» wies nach den verheerenden Explosionen im Iran vom Mittwoch daraufhin hin, dass Irans Präsident Ebrahim Raisi in einer kurzen Stellungnahme auf der Plattform X zwar eine entschiedene Reaktion ankündigte, aber niemandem Schuld für den Anschlag zugewiesen habe.

«Mit Gottes Erlaubnis wird die Hand der göttlichen Rache zur rechten Zeit und am rechten Ort erscheinen», schrieb Raisi. Das Ziel des Anschlags habe offenbar darin bestanden, die Spannungen zwischen Israel und dem Iran in einer Zeit erhöhter Sensibilität zwischen beiden Seiten nach der Ermordung des Hamas-Anführers Al-Aruri weiter anzuheizen, schrieb das «Wall Street Journal» unter Berufung auf nicht genannte Personen, die mit Israels Vorgehen vertraut seien.

Was am Donnerstag wichtig wird

Nach den Explosionen im Iran geht die Suche nach den Tätern weiter. Unterdessen dauern die Kämpfe im Gazastreifen an, die Lage der Zivilisten ist weiterhin katastrophal.

Quelle: sda
veröffentlicht: 4. Januar 2024 05:37
aktualisiert: 4. Januar 2024 05:37