Armenien
Rotes Kreuz sucht mit Megafonen nach Bedürftigen in Berg-Karabach
In der Region Berg-Karabach in Aserbaidschan sucht das Rote Kreuz nach der Flucht zehntausender Armenier mit Megafonen in den Strassen nach Zurückgebliebenen. Eine bettlägerige Frau sei so in einer Wohnung entdeckt worden, sagte Marco Succi vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Dienstag. Er sprach aus Stepanakert über Videolink mit Reportern in Genf. Die Frau sei inzwischen mit dem Krankenwagen nach Armenien gebracht worden. Nachbarn hätten ihr bei ihrer Flucht Vorräte an Essen und Trinken zurückgelassen, hätten sie aber nicht mitnehmen können. Die Vorräte seien aufgebraucht gewesen, als IKRK-Mitarbeiter sie fanden.
Nach Angaben von Succi sind in der Jahrzehnte von Armeniern bewohnten Stadt in einer abgelegenen Region Aserbaidschans nur noch einige hundert Menschen. Auf den Strassen sei aserbaidschanische Polizei zu sehen. Strom und Wasser funktionierten. Er habe bislang nicht gesehen, dass aserbaidschanische Zivilisten in die verlassenen Wohnungen und Häuser gezogen seien.
Berg-Karabach ist seit Jahrzehnten zwischen den Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umstritten. Aserbaidschan hatte die Zufahrten Anfang des Jahres weitgehend gesperrt und eine schwere Versorgungskrise ausgelöst. Mitte September eroberte Aserbaidschan die Region gewaltsam zurück. Die meisten der schätzungsweise 120 000 Einwohner sind seitdem nach Armenien geflüchtet.