Moderater Kandidat im Iran übt Kritik an der Kopftuchpolitik
«Den Lehrern und Studierenden, die ohne Grund von der Universität ausgeschlossen wurden, verspreche ich, dass ich nicht zulassen werde, dass so etwas noch einmal passiert», fügte er hinzu. Bei den von Frauen angeführten Protesten im Herbst 2022 hatten die Universitäten kritische Stimmen bestraft und etwa Studentinnen, die sich der Kopftuchpflicht widersetzten, exmatrikuliert. Er warb für neues Vertrauen zwischen einer möglichen moderaten Regierung und der Bevölkerung.
Der Wächterrat, ein islamisches Kontrollgremium, hat für die Wahl am 28. Juni nur sechs Kandidaten zugelassen. Peseschkian ist der einzige moderate Bewerber für das Präsidentschaftsamt. Unter den konservativen Kräften gelten Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf und Said Dschalili, früherer Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen, als aussichtsreichste Kandidaten. Die Neuwahl folgt auf den Tod von Präsident Ebrahim Raisi, der am 19. Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.
Viele Menschen im Iran sind angesichts politischer Repression, einer Wirtschaftskrise und der gescheiterten Reformversuche in den vergangenen Jahrzehnten desillusioniert. Sie haben den Glauben an grosse innenpolitische Veränderungen verloren. Im Herbst 2022 entfachten sich nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Masa Amini landesweite Proteste gegen das islamische Herrschaftssystem. Die Wahlbeteiligung bei der diesjährigen Parlamentswahl erreichte ein Rekordtief von rund 40 Prozent.