Mehr als 50 Verletzte bei Ausschreitungen in Stockholm
Bis zum frühen Abend zählte die Polizei insgesamt 52 Personen mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Die Region Stockholm sprach von 15 Menschen, die ins Krankenhaus gebracht worden seien, unter ihnen acht Schwerverletzte. Ein Polizeisprecher sagte dem Rundfunksender SVT, dass sich ausserdem drei Polizeibeamte Verletzungen zugezogen hätten. Die Polizei nahm Ermittlungen wegen gewalttätiger Ausschreitungen, Brandstiftung und schwerer Sabotage der Einsatzkräfte auf.
Das Festival wird seit Jahren auf einer Wiese im Norden der schwedischen Hauptstadt veranstaltet. Nach Polizeiangaben handelt es sich um eine Zusammenkunft unter anderem mit Seminaren, Debatten, Gesangswettbewerben und einem Jahrmarkt. Unmittelbar neben dem Gelände gab es demnach eine weitere Zusammenkunft, bei der die Ausschreitungen begonnen haben. Wie die Zeitung «Dagens Nyheter» berichtete, stand das Festival in der Vergangenheit wegen der Einladung von Gästen in der Kritik, die die politische Führung in Eritrea unterstützen.
Vor gut dreieinhalb Wochen hatte es ähnliche Szenen im hessischen Giessen gegeben: Gegner eines Eritrea-Festivals hatten sich auch dort gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Dabei wurden mindestens 26 Polizisten verletzt. Der Veranstalter, der Verein Zentralrat der Eritreer in Deutschland, gilt als regierungsnah, weshalb auch das Festival umstritten gewesen ist.
Eritrea mit seinen rund drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangem Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land. Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.