Forschende entdecken Tierwelt bei Tiefsee-Vulkan
Die Höhlen befinden sich rund um hydrothermale Quellen am Grund der Tiefsee, die ein spezielles Ökosystem beherbergen. Im warmen Wasser rund um diese Quellen leben zahlreiche Mikroben-, Wurm-, Muschel-, Schnecken- und Krabben-Arten.
Die 30-tägige Expedition fand im vergangenen Sommer statt. Ziel des Forschungsschiffs «Falkor (too)» war der Ostpazifische Rücken vor Mittelamerika. Durch die auseinanderdriftenden tektonischen Platten gibt es entlang dieses Rückens rege vulkanische Aktivität. Dazu zählen zahlreiche hydrothermale Quellen - sogenannte «Raucher».
In dem warmen Wasser rund um diese «Raucher» nutzen Mikroben unter anderem den austretenden Schwefelwasserstoff als Energiequelle. Sie dienen als Nahrungsgrundlage für ein vielfältiges Ökosystem in der Tiefe. Dieses wurde in den vergangenen Jahrzehnten intensiv untersucht.
Die Forschenden wollten bei der Expedition ihre Hypothese überprüfen, ob die Larven von Röhrenwürmern in dem Wasserzirkulationssystem rund um die Quellen durch Spalten in die Erdkruste eingesaugt werden und durch das über Schlote ausströmende heisse Wasser verteilt werden.
Gefüllte Hohlräume unter Wasser
Dazu unternahmen sie 18 Tauchgänge mit einem ferngesteuerten Unterwasserroboter. Dabei entdeckte das Forschungsteam mit Seewasser gefüllte Hohlräume unter basaltischem Vulkangestein. Zu ihrer Verblüffung zeigten sich in den rund zehn Zentimeter hohen Hohlräumen mit etwa 18 Grad Celsius warmem Wasser zahlreiche verschiedene Tierarten, etwa 50 Zentimeter lange Riesenröhrenwürmer (Riftia pachyptila), aber auch kleinere Röhrenwurm-Arten oder Schnecken.
Alleine anhand der Videoaufnahmen konnten die Forscher zehn verschiedene Tierarten identifizieren. Alle davon leben auch in den mit Röhrenwürmern verbundenen Lebensgemeinschaften am Meeresboden rund um die «Raucher».
Die Tiere haben sich offensichtlich genauso in dieser «Unterwelt» angesiedelt, wie die Forscherinnen in ihrer Hypothese angenommen haben: Die Larven werden mit dem Seewasser durch Risse und Spalten angesaugt und setzen sich in diesem speziellen Unterwasser-Lebensraum fest. Laut dem Team haben Hydrothermalquellen damit einen viel grösseren Lebensraum als bisher angenommen. So könnten auch neu entstandene derartige Quellen rasch neu besiedelt werden.
Noch völlig unklar ist, wie gross die Ausdehnung der Hohlräume unter dem Meeresboden ist. Die Wissenschaftlerinnen überlegen derzeit, wie man mehr über ihre Dimension erfahren könnte. Schliesslich würde die Entdeckung tierischer Lebensräume unterhalb des Meeresbodens die Dringlichkeit von Schutzmassnahmen gegen mögliche künftige anthropogene Einflüsse wie Tiefseebergbau erhöhen, schreiben sie in ihrer Arbeit.