Erdogan nennt Israel nach Besuch in Berlin erneut «Terrorstaat»
Den Westen und Deutschland brachte er in Verbindung mit den Kreuzfahrern, ohne zu erläutern, was er damit genau meinte. Westliche Regierungen und die «imperialistische Kreuzfahrerstruktur» unterschieden sich nicht voneinander. «Dies habe ich leider bei meinem Besuch gestern Abend gesehen. Das habe ich beim Präsidenten gesehen und auch in dem Anderen», sagte Erdogan. Er hatte am Freitag Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin getroffen.
Der Besuch des türkischen Präsidenten war wegen dessen verbaler Attacken gegen Israel im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg umstritten. Erdogan hatte die Ermordung vieler Hundert israelischer Zivilisten beim Terrorangriff am 7. Oktober zwar verurteilt, die dafür verantwortliche Hamas aber später als «Befreiungsorganisation» bezeichnet. In der Pressekonferenz mit Scholz hatte Erdogan eine weitere Eskalation vermieden.
Er unterstellte Israel jedoch, «Geiseln» zu halten. Am Samstag forderte er Deutschland auf, sich für die Befreiung von «10 000 von Israel genommenen Geiseln» zu engagieren. Auf was Erdogan sich damit bezog, war völlig unklar. Laut den Vereinten Nationen waren im Juli dieses Jahres 1500 Palästinenser in israelischen Gefängnissen inhaftiert.
Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas aus dem Gazastreifen hatten Israel am 7. Oktober angegriffen und etwa 1200 Menschen brutal umgebracht. Zugleich wurden rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt. Daraufhin begann Israel massive Luftangriffe und Ende Oktober eine Bodenoffensive im Gazastreifen. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 11 500 Menschen getötet.