Afrikanische Schweinepest schadet Urvölkern auf Borneo
Die Pandemie habe gravierende Auswirkungen nicht nur auf die Tiere, sondern auch auf die Menschen in den betroffenen Regionen - speziell auf die Urvölker Borneos, warnen Experten in einem Beitrag im Fachmagazin «Science».
Jahrhundertealte kulturelle Praktiken seien bedroht, auch die Ernährung dieser Völker verändere sich dramatisch, schreiben die Forscher um Erik Meijaard, den ehemaligen Vorsitzenden der IUCN Wild Pigs Specialist Group. «Obwohl die muslimische Bevölkerung Borneos kein Schweinefleisch isst, wirkt sich der Zusammenbruch der Schweinepopulation auf den Lebensunterhalt und die kulturellen Traditionen von Millionen nichtmuslimischer Menschen aus.»
Populationen sind teilweise ausgestorben
Auf der drittgrössten Insel der Welt, zu der das indonesische Kalimantan, die malaysischen Regionen Sarawak und Sabah sowie das Sultanat Brunei gehören, waren Bartschweine (Sus barbatus) einst die häufigste grosse Säugetierart und wurden traditionell bejagt. Teilweise sei der Bestand wegen der Schweinepest seit 2018 um 90 bis 100 Prozent zurückgegangen, also nahezu verschwunden, erläutern die Wissenschaftler nun. «Der erhebliche Rückgang rechtfertigt möglicherweise eine Anhebung des Erhaltungszustands von «gefährdet» auf «vom Aussterben bedroht».»
Das Virus bedrohe zudem die Ökosysteme sowie andere gefährdete Wildtiere. So fressen die Wildschweine Samen und verbreiten diese auch - sie spielen damit als sogenannte Ökosystemingenieure eine wichtige Rolle. «Zudem werden sich die Menschen in Ermangelung von Schweinen wahrscheinlich auf die Jagd auf gefährdete Arten wie Südliche Schweinsaffen (Macaca nemestrina) konzentrieren.»
Forscher warnen vor irreversiblen Verlusten
Ob sich die Schweine-Populationen auf Borneo und anderen Inseln in Südostasien wie Java, Sumatra und Osttimor je wieder erholen können, sei fraglich. Forschung und Interventionen seien dringend nötig, um die Ausbreitung der Krankheit in andere Regionen zu verhindern, wie beispielsweise auf die Insel Neuguinea. «Die Ureinwohner dort haben so enge Bindungen zu Schweinen, dass Stammesfrauen dafür bekannt sind, Ferkel wie ihren eigenen Nachwuchs zu säugen», hiess es in einer Mitteilung zu dem Brief.
«Es muss dringend etwas getan werden», fordern die Forscher. Ansonsten drohe bei indigenen Stämmen ein «irreversibler Verlust von Arten und den von ihnen unterstützten Ökosystemen, Kulturen, Lebensgrundlagen und Gemeinschaften».