Neue Swiss-Kommerzchefin will Zahl der Auftragsflüge reduzieren
Die ausgelagerten Flüge führen derzeit die beiden Fluggesellschaften Helvetic Airways und Air Baltic im Auftrag der Swiss durch. «Wir haben aktuell sehr viele Wetlease-Flieger im Einsatz», sagte die deutsche Managerin diese Woche an einem Journalistengespräch am Swiss-Hauptsitz in Kloten. Die 57-jährige hat ihr Amt Anfang Jahr angetreten. Sie ging damit den umgekehrten Weg wie ihr Vorgänger: Birlenbach landete von der Lufthansa-Gruppe her kommend bei der Swiss, während Tamur Goudarzi Pour zur Lufthansa wechselte.
Der Grund für die vielen Wetlease-Flüge, bei denen die Swiss Flugzeuge samt Besatzung von anderen Airlines anheuert, ist das Triebwerkproblem beim Hersteller Pratt & Whitney. Weil davon viele Swiss-Maschinen betroffen seien, «können wir viele eigene Flugzeuge nicht so fliegen, wie wir uns das vorstellen», sagte Birlenbach.
Ohne Wetlease müsste Swiss Strecken streichen
«Wenn wir kein Wetlease hätten, müssten wir einen signifikanten Teil unserer Kontinentalstrecken streichen. Das hätte auch einen sehr grossen Einfluss auf die Interkontinentalstrecken, wo wir ebenfalls viele Flüge nicht durchführen könnten», sagte Birlenbach. Für die Swiss stehe aber die Stabilität des Netzwerks und die Qualität der Anbindung an erster Stelle der Prioritätenliste.
Bei den Kunden kommen Helvetic Airways und Air Baltic nur leicht schlechter an als die Swiss. Bei den die beiden Auftragsfliegern liege die Zufriedenheit der Kunden bei 72 Prozent, bei der Swiss hingegen bei 76 Prozent, sagte Birlenbach.
«Wir wollen künftig mit weniger Wetlease-Flugzeugen unterwegs sein. Wir wollen das gerne um einen guten Teil nur noch auf das Nötigste reduzieren», sagte die Swiss-Kommerzchefin.
Ganz ohne die Auftragsflieger gehe es aber nicht. Denn mit diesen könne man die saisonalen Unterschiede ausgleichen. «Sommer und Winter haben sehr unterschiedliche Nachfragehöhen und -täler. Da helfen uns die Wetleases», sagte Birlenbach.
Das Anheuern fremder Flugzeuge mit den Crews sei übrigens auch nicht günstiger, sagte die Kommerzchefin zum oft gehörten Vorwurf des Lohndumpings, weil das Personal von Air Baltic viel tiefere Löhne hat als die Swiss-Angestellten. «Es ist nicht so, dass wir damit Geld sparen. Wir würden es lieber ohne Wetlease machen, das ist aber in der Swiss-Struktur so nicht möglich.»
Künftig nur noch Helvetic?
«Ich gehe davon aus, dass wir in der Zukunft vielleicht auch nur noch einen Wetlease-Partner haben werden», sagte Birlenbach. Das könnte ab 2026 der Fall sein, vorausgesetzt die Triebwerksprobleme mit Pratt & Whitney seien dann gelöst.
«Helvetic bleibt auch in Zukunft ein strategischer Partner für die Swiss», sagte Birlenbach. «Ich will damit nicht sagen, Air Baltic ist dann raus.»
Die lettische Airline sei ein strategischer Partner für die Lufthansa-Gruppe. «Wir haben in der Gruppe einen grossen Bedarf an Wetlease-Kapazität. Wir schauen uns im Gruppenverband an, wer welchen Bedarf hat. Air Baltic wird innerhalb der Lufthansa-Gruppe weiterhin eine wichtige Rolle spielen», sagte die Swiss-Managerin.
Zu stark gespart bei Speis und Trank
Einen weiteren Schwerpunkt will die Deutsche auf die Erneuerung des Angebots legen. Gerade in der Economy-Klasse auf der Langstrecke habe die Swiss «einen sehr starken Nachholbedarf». In der Pandemie habe die Swiss dort Essen und Getränke komplett auf null gefahren und seither sukzessive wieder aufgebaut.
«Aber aus heutiger Sicht haben wir in der Economy da nicht genügend investiert. Unsere Kunden melden uns das zurück», sagte Birlenbach: Kritisiert würden Qualität, Menge und Auswahl. Ein neues Essens- und Getränkekonzept werde noch in diesem Jahr eingeführt.
Renovation der Langstreckenflieger
Auch die Kabine auf den Interkontinentalstrecken will die Swiss erneuern. Ab Mai nächsten Jahres werden schrittweise die neuen Airbus-Langstreckenflieger A350 eingeflottet.
Ab dem Winter 2025/2026 beginne dann die Renovation der bisherigen Airbus A330. Der Kabinenumbau aller 14 Maschinen dieses Typs dürfte rund 12 Monate dauern, wenn alles nach Plan laufe. Später sei dann die Boeing-777-Flotte an der Reihe, die aus 12 Fliegern bestehe.
Bis auf Weiteres behält die Swiss die alten Langstreckenjets Airbus A340. «Natürlich wäre uns lieber, wir würden nur noch moderne Flugzeuge fliegen», sagte Birlenbach. Aber die A340 behalte man noch so lange wie notwendig, damit nicht Lücken entstünden, wenn die A330 und Boeing 777 modernisiert würden. «Wir überlegen uns danach, wann wir die A340 ausflotten werden», sagte die Swiss-Kommerzchefin.